Mittwoch, 5. Dezember 2012

Lebensraum

Wir träumen gern von schönen Dingen,
leben im Nebel der Vorstellungskraft.
Wir träumen von Liebe, beginnen zu singen,
gestalten die Welt, sie ist fabelhaft.

Die Wirklichkeit, als schwarzer Schleier,
packt uns, nennt sich Realität.
In ihr verstummt die kühnste Leier
damit die Welt nicht aus den Fugen gerät.

Doch Fugen, bloss als Zwischenraum
verstanden gibt es nicht im Traum.
Ein Traum ist stets gefüllt.

Und alle, die Wirklichkeit traumlos ertrugen,
die lebten ihr Leben bloss in seinen Fugen,
in Zweifel und Trübsal gehüllt.

Dienstag, 27. November 2012

Was ist:

Was war, das ist.
Was ist, das wird.
Was wird, ist nicht.

Was nicht ist, kann aber noch werden.

Drum ist, was wird.
Drum war, was ist.
Drum ist, was ist.

Und alles andere ist
Mist.

Donnerstag, 15. November 2012

Das Stadtkind

In der Meute der Menschen von heute
sehen Gesichter aus wie Schatten.
Und Rufe erklingen wie Glockengeläute,
zerbreschen die eilenden Matten

Graue Seelen auf schwarzem Teer,
bunte Rebellen dazwischen.
Man rempelt ohne Gegenwehr
und hört den Hydraulik-Arm zischen.

"Was seh ich?" fragts in ängstlichem Ton
"Du siehst" ist die Antwort, "Zivilisation."

Freitag, 2. November 2012

Beinahe so nett

Auf Strassenpflaster zanken Tauben wohl
um Brösel die gefallen. Bis auf eine,
die verletzt danebensitzt. Die kriegt keine.
Unmoralisch voll. Ausgestossen hohl.

Der Mensch in seinem urgetreuen Wesen
versucht vor der guten Moral zu bestehn.
Ist nett und freundlich wenn gesehn.
Und sieht man weg ists drum geschehn.

Den Tauben, tierisch wie sie scheinen,
wird solch Verhalten rasch vergeben.
Man lässt sie leben wie sie leben.

Denn der Mensch, (es ist zum weinen)
machts munter nach moralisch fett.
Er ist halt nur beinah so nett.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Die Strasse zur Freiheit

Die Strasse zur Freiheit
flankiert zu ihrer Rechten
von einer stolzen Burg,
die lange sich bewährte
und neuem sich verwehrte
sah ich mir gestern an.

Ich blickte auch zur Linken
auf Brachland frisch und fruchtbar.
Arm an Allem und völlig leer
bereit bebaut zu werden.
Offen für jeden der neues will wagen
und wohl auch lange am Hungertuch nagen.

Ich besah mir beides und zog hinfort
weiter eben, zu einem freieren Ort.

Freitag, 19. Oktober 2012

Der brave Bürger

Durch den weissen Fensternebel
sehe ich gen Mitternacht
unter immergleichem Lampenkegel
wie Frankie sich ans stehlen macht.

Die Strasse schläft auf mattem Teer
von Weitem zwinkern Autolackblitze.
Es gab mal eine Bürgerwehr
die sass mal da wo ich jetzt sitze.

Ich geb mein Zeichen und wache
Frankie zückt den Schraubendreher,
macht still und heimlich seine Sache
und ich spiel brav den Bullenseher

So geht das lang schon jede Nacht
dafür (und sei's drum wie es sei)
wenn Frankie sich ans stehlen macht
stielt er an meinem Haus vorbei.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Funktionieren

Wir stehen morgens auf
wir funktionieren

Wir arbeiten
wir funktionieren
wir lernen
Wir funktionieren
wir scheitern
wir funktionieren
wir gewinnen
weil wir funktionieren

wir machen unser Ding
wir sehen und hören
und doch sind wir blind und taub
mähen Rasen und saugen Staub
wir denken und sinnieren

wir laufen und stehen zugleich
sind hart und trotzdem weich

aber wir funktionieren
bis wir schliesslich

krepieren

Samstag, 13. Oktober 2012

Sträflingsaugen

Es steht ein Gitter wie es fällt
(da von Menschenhand gemacht)
von Winden verbogen, von Blitzen erhellt
aus rotem Stahl im Nebel der Nacht

Erst stark und mächtig, furchteinflössend
unbezwingbar kalt und starr
Bis Witterung den Stahl entblössend
rosten lässt was rüstig war.

Und wie der Mensch der es gebaut
verwelkt es, bloss vom Blitz erhellt.
Verbogen rot und aufgeraut
steht das Gitter wie es fällt.

Dienstag, 11. September 2012

Sommergewitter

Die Wogen wehen silbern nieder
kühle Frische rauscht einher
Traumesprasseln immer wieder
Wasser fegt die Strassen leer

Der Donner, einem Hammer gleich,
ergrollt in dunkler Wut
Der Regen wäscht die Erde weich,
die Blitze zischen Glut

Und aus der lauten Himmelsschlacht
erwacht die neue Welt
gereinigt, frisch und schöngemacht
von klarem Licht erhellt.

Sonntag, 9. September 2012

Dunst

Kommt her ihr Fratzen, grinst
lacht dem Leben ins Gesicht
kommt her kommt her und labt euch wohl
an allem was nicht ist

grinst nur!
und lasst euch nicht beirren vom Wahren,
vom Guten und Rechten
ihr habts nicht verdient!

kommt her ihr Fratzen, grinst
johlt weiter beim Ersticken
ihr werdet keine Luft mehr kriegen
von mir, von hier!

verschwindet! geht! Ich werds sein, der grinst!
denn wenn ich beginne ins Wahre zu blicken

entschlaft ihr als blasses Gespinst.

Donnerstag, 16. August 2012

Das Los der Angst

Es rinnen rauschend die Gedanken.
Häuser stolpern, Wolken drehn
Vögel zischen, Bäume wanken
Die Welt, sie scheint entzwei zu gehn

Ich packte!

Den Blick zu einer dunklen Sonne
die sich meiner Luft entzieht
und in die kalte Weite flieht

Ich umklammerte!

Dem Tod gewiss und trotzdem klar
dass wieder kommt was einmal war

Ich liess los!

Es rieseln stetig die Gedanken.
Wolken sind heut kaum zu sehn
Vögel zwitschern wenn sie zanken
Ich spür die Lust umher zu gehn!

Und verschwand.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Das Menschliche

Die edelste Menschheit
hilfreich und gut,
den Gedanken der Freiheit
im Herzen und Mut.
In Würde verbandet
und voller Respekt,
auf der Erde gestrandet
vollendet perfekt!

Das Bild ist da,
doch s kann nicht sein.
Der Schluss liegt nah,
ein Traum wirds sein!

Und wirds auch bleiben voller List,
solang der Mensch noch menschlich ist.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Motivation

Heute!

Heute gehts los!

Heute fang ich an und werde
stramm, um dann
auf neuem Wege das zu tun,
was ich am besten kann!

Es einfach sein lassen!

Sonntag, 27. Mai 2012

Im Spiegel

Ich seh im Spiegel mich und dich
und sprich zu mir und du zu dir
im Kerzenlicht gar wunderlich
Ob ich dich je verlier?

Dein kreideweisses Auge blitzt
im Silber mir entgegen
Ich fühle wie es mich besitzt
und schliess es ganz verlegen

Wir stehen da im Spiegelbild
und schweigen unverdrossen
Die Angst umsäuselt uns ganz mild
die Münder sind verschlossen

Ich seh im Spiegel mich und dich
und wie du mein bist, bin ich dein
und trotzdem steh ich schauerlich
vorm Spiegel ganz allein.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Der Bücherwurm

Nach einer Kurzgeschichte

Es ist ein froher Bücherwurm
der hat so gern Geschichten
frisst alle Bücher wie im Sturm
und nascht von den Gedichten

Doch bald schon leider naht der Schreck
(wie solls auch anders sein)
alle Bücher frisst er weg!
und Hunger tritt rasch ein

So macht der Wurm sich auch sofort
zur Sommerschule auf
um schreiben zu lernen an diesem Ort
(Zumindest verlässt er sich drauf)

Doch kaum ist er dort
um das Schreiben zu üben
will er schon wieder fort
denn der Schein scheint zu trügen

Die Lehrer lehren wohl zu schreiben
doch Geschichten bleiben fremd
der Wurm studiert und lässt sich treiben
immer weiter wird sein Hemd

Schliesslich wird er promoviert
und zieht verdörrt nach Haus
wo er s'Gelernte ausprobiert
doch Geschichten bleiben aus

So liegt er sterbend im Regal
inmitten frischer Bücher
gezeichnet von der Hungerqual
gehüllt in Leichentücher

Mittwoch, 23. Mai 2012

Der Geldschein

Ein Geldschein lag einst hoffnungsvoll
an einer Strassenbeuge
entflohen wo er doch nicht soll
ohne Lärm und Zeuge

So wartete er aufgeregt
dass jemand ihn wohl finde
gepflegt ins Sonnenlicht gelegt
und knatterte im Winde

Er wehte auf ein Auto drauf
gleich einer Sensation
und doch, nicht einer hob ihn auf
es war wohl Inflation

So blieb vom Wischer weggefegt
der Geldschein traurig liegen
hat er gestern noch die Welt bewegt
so träumt er heut vom Fliegen

Dienstag, 22. Mai 2012

Das Elend der Weitsicht

Ich seh die Welt aus meinem Leibe
bloss durch eine Fensterscheibe
ein Bild pro Augenblick

Erweitre meinen Horizont
und trotzdem bloss die Fensterfront
Ich komme bald ins Bangen

und seh, die Bücher, die ich las
verschafften mir bloss dickres Glas
das drückt mir aufs Genick

Ich greif der Einsicht Vorschlaghammer
bleib trotzdem in der Fensterkammer
in meiner Sicht gefangen


Der letzte Trost der mir verbleibe:
Jeder hat ne Fensterscheibe

Sonntag, 20. Mai 2012

Das Möchtegern - Gedicht

Ich wäre so gerne
ne Strassenlaterne
mit glühender Birne
und rostendem Zwirne

ganz unverblühmt ehrlich
und furchtbar entbehrlich
und trotzdem so wichtig
weil weit schon ersichtig

Ich sähe die Nacht
und grämte mich nicht
denn egal wo's auch kracht
ich stünde im Licht

und ging ich mal aus
wärs eh wieder hell
ich stünde vorm Haus
und löschte mich schnell

was wär ich so gerne
ne Strassenlaterne
mit glühender Birne
und rostendem Zwirne




und nun noch zum Scherze:
Ich bin eine Kerze.

Dienstag, 15. Mai 2012

ego sum centrum

Ich taumel blind durch Traumeswind
und schaffe eine Welt für mich allein
trotz aller Einsamkeit

Und ich denke für mich und von mir einzig gut
alles Andre zieht säuselnd vorbei
bis ich plötzlich aufschrecke aus meinem Schlaf

Von der Schulter der Welt angerempelt
in der engen Unterführung
der Gesellschaft

Mittwoch, 2. Mai 2012

Klaus kaut

Klaus kaute Kautabak
klaute kauend Kaugummi
kaum klaute Klaus kauend
glaubte Klaus kaum:

kaute Kaugummi auf Kautabak
Kautabakgummikrautgeschmack

Mittwoch, 25. April 2012

Freitag, 20. April 2012

Jugend

Ich fühle ein unruhiges Zittern
ein rastloses Wandern im Wind
sehe leere Blätter zerknittern
und Erwachsene in jedem Kind

Ein Geist des offnen Widerstands
der sich in den Herzen regt
man schreit nach Luft und Toleranz
vom Urteil weggefegt

Verloren. Verloren im Ich
Verloren im Hier und mit Recht
Man lässt uns wohlwollend im Stich
unterteilt uns in "Gut" und in "Schlecht"

Wie lang noch geht es bis zum Knall
Wie lange warten wir?
Verborgen hinterm Vorwandswall
alleine jetzt und hier

Montag, 16. April 2012

Der Lastenträger

Der Lastenträger spricht zum Berg:
„Sei nicht so hoch du Felsenklotz!“
Der Berg spricht voller Wut zum Zwerg:
„Wer ists denn der den Wettern trotzt?

Ist nicht bloss jener dazu mächtig
der die Welt von oben sieht?
Nicht bloss jener der so prächtig
im Sturme über die Wolken flieht?

Drum schweige rasch du Einfallspinsel!
Und bleibe in dir selbst versunken!
Will trotzdem sein dir eine Insel
wenns Tal ist in der Flut ertrunken!“

Dienstag, 10. April 2012

Gut und Schlecht

Herr Gut und Herr Schlecht
die zanken sich oft
in lautem Gefecht
wird munter gezofft

und jedes Mal siegt
(wie solls sonst auch sein)
Herr Gut denn er kriegt
den Schlechten halt klein

Und wenn auch Herr Schlecht
mal der Stärkere ist
so wirds doch gerecht
durch das Rätsel der List

Herr Schlecht wird gut
Herr Gut wird schlecht
aus Angst wird Mut
aus Glück wird Pech

und wer auch nun das Rätsel löse
der achte auf den lehrenden Ton
Herr Gut ist gut, der Andere Böse
und doch sind beide dieselbe Person

Sonntag, 1. April 2012

Wissenschaft

Die Wissenschaft hats wohl gerafft
dass wissen noch kein Wissen schafft
und schnell im Hirn ne Lücke klafft
wenn Wisser mal dahingerafft

drum gabs schon bald die Lexika
(die nennt man heut mit -edia)
und bald konnt jeder Idiot
erlernen was das Büchlein bot

obs richtig war stand ausser Frage
das tut es auch noch heutzutage
weil alles was dort drinnen steht
wohl wissen ist, das nie vergeht

denn jener der das Wissen schafft
dient nunmal der Wissenschaft
und wenn auch längst dahingerafft
so glaubt man doch der Wisserschaft

Wut

Sturmwind strömt durch alle Spalten
in mein Haus zu finstrer Nacht
verzweifelt such ich mich zu halten
vor der Klaue seiner Macht

fortgerissen Hab und Gut
das Holz getränkt im dunklen Blut
des Ichs das stirbt wie nackte Glut
erstickt am schweren Stein der Wut

und wütend zieht der Wind hinfort
nachdem sein Werk vollbracht
und es sinkt auf den verlassnen Ort
der Todesschleier sacht

Samstag, 31. März 2012

Die Raupe

Im Mondschein seh ich klein und grün
die Raupe wandern ohne Rast
als um sie rum die Würmchen glühn
so rastlos wie die Raupe fast

Der wird ganz wirr von all dem Licht
sie kriecht davon so schnell sie kann
Das Grün der Würmchen im Gesicht
setzt sie dann zum Rufe an:

"So hört doch auf ihr Borken-Ampeln
merkt ihr nicht dass ihr mich blendet?"
ruft Sie und beginnt zu strampeln
bis das Blatt sich schliesslich wendet

was nicht bloss bildlich zu verstehn
gewendet hats sich zweifellos
allein durchs Strampeln wohl gesehn
fiel die Raup vom Laubesschoss

Doch jetzt, da Licht und Leben fort
ists der Raupe nicht geheuer
sie wünscht sich fort von diesem Ort
der Ängste und der Ungeheuer

"So horcht doch auf ihr Borken-Ampeln
merkt ihr nicht dass ich euch brauche?"
ruft Sie und beginnt zu strampeln
ganz allein im dunklen Strauche

Mittwoch, 28. März 2012

Ruhe

Das Leben und die Zeit
die hört man meilenweit
sie laufen um die Wette
zur letzten Ruhestätte

"Bleib stehen!" ruft das Leben laut
"Lauf schneller!" schreit die Zeit zurücke
und ungesehn von Weitem schaut
die Ruhe zu von ihrer Brücke

Sie will den Wettkampf wohl vermeiden
denn ihr geht dieser Streit zu weit
Sie will die beiden rasch vereinen
ohne Streit. Zu Lebenszeit.

Dienstag, 27. März 2012

Morgenpost

Ein Stadthaus wurde eingerissen
Ein Kind von einem Hund gebissen
Feuer! Männer! Rettungskissen!
Ne Taube hat vom Dach geschissen!

Ach das liebe Morgenblatt
Ich hab es doch allmälig satt
denn statt ner guten heilen Welt
zeigts täglich was mir nicht gefällt

Warum nur les ichs jeden Morgen
und mache mir die ganzen Sorgen
wenn ichs später sowieso
vergesse auf dem Herrenklo

Montag, 26. März 2012

Ode an den Scheisstag

Du kommst am Morgen an mein Bett
und flüsterst mir ganz sanft und nett
ins Ohr was ich da noch nicht weiss
"Dein Tag wird heut der letzte Scheiss"

Ich dreh mich, Schau zum Fenster raus
Grau. Na toll. Und erst der Regen
dann such ich mir ne Kante aus
und hau erstmal nen Zeh dagegen

humpelnd und vor Wut ganz wirr
rausch ich nun die Treppe runter
wo ich dann in die Küche schwirr
denn nur mein Kaffee macht mich munter

drum schnell den Tassenknopf gedrückt
doch halt. Es blinkt. Die Bohnen sind alle
dann eben ohne denk ich verrückt
ich hoff bloss dass ich dem Chef keine knalle

nach langem Stau erklär ich kurz
weshalb ich heute später bin
den Chef den scherts n feuchten Furz
der hat die Kündigung im Sinn

denn lieber Scheisstag wie du weisst
du triffst mich ja des öftern mal
ich bin dank dir schon oft entgleist
und danke dir nun abermal

Denn trotz der ganzen Hetzerei
dem Jobverlust, der Streiterei
der grossen Wut, dem blauen Zeh
zeigst du was ich sonst nie seh

Die Tage vor dir sind passé
die Tage nach dir kommen erst
das alles würd ich so nicht sehn
wenn du nicht manchmal bei mir wärst

Sonntag, 25. März 2012

Schleudertraum

Oh schau! Der Himmel!
so blau wie das Meer ist er heute

Die Wolke sieht aus wie ein Schimmel
ob ich wohl einen reiten könnte?

Ist ja eh alles Geschichte
Pferde reitet keiner mehr

ach der Himmel...
ich kann mich kaum satt an ihm sehn

oh noch einer! Diesmal ein Tiger!
oder ein Geier?

Ein Knall ein Klirren ich fliege nach vorn
mein Kopf knallt aufs Lenkrad

die Wolken verschwimmen. Zerbrochenes Glas
ich scheine zu träumen,

ich sollte vom Gas...

Samstag, 24. März 2012

Theobald

Die Nacht ist schon hereingebrochen
über das kleine Dorf am Wald
als rasch aus seinem Loch gekrochen
kommt der Theobald

Er raunt und rotzt durch alle Gassen
wer noch nicht schläft hofft bang
dass der Theobald wird von ihm lassen
im dunkeln Nachtgesang

Und wenn die Sonn sich wieder zeigt
am nächsten roten Morgen
so hört man noch wie jeder schweigt
in Ängsten und in Sorgen

Bis der Hahn zum dritt mal kräht
und sich die Türen regen
und jeder nach dem Theo späht
erbetend Gottes Segen

Doch sagt man auch dem Wesen nach
zu morden jung und alt
so wars ihm wohl doch nie danach
dem bösen Theobald