Sonntag, 22. Dezember 2013

Perspektive

Hör die Buschtrommel
auf dem Asphalt,
den Herzschlag der Züge.
Die Hektik.
Die Kunst.
Das Gesetz.

Die Welt!

Das Geld in den Banken,
die verlornen Gedanken
der Träumer da draussen!

Sie haben Musikinstrumente,
einen Hut-
den Mut noch zu spielen,
als weggeworfene Spielfiguren
auf dem Schachbrett Stadt-

Schachmatt.

Dienstag, 10. September 2013

Der Keim

Streift ein Hauch der Hoffnung
auf einmal ein Gesicht aus Stein,
wird aus schleppend grauer Ordnung
heller, warmer Sonnenschein.

Unbedenklich sind Gedanken
ungetan und tief verschlossen.
Ruh'n vernünftig abgetan
und träumen unverdrossen.

Eines Tages sind sie frei
(oder hoffen es zu sein).

Bis dahin sei es einerlei,
erdachter Sonnenschein.

Samstag, 10. August 2013

Zwei Wanderer

Von weitem schweift ein Dunst heran
durchzieht den furchen Fels
umfliesst die zwei Paar Stiefel
im grünlich, grauen Lehm.

Die Wolken brechen auf.

Sonnenblinzeln im Schilf.
Ein spiegelglatter blauer See,
gespreizte Schwanenschwingen.

Die Stiefelpaare stapfen weiter.
Man hört zwei Wanderer singen.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Phantasia

Entsteht aus blassem Wolkendunst
am Himmel ein Gesicht.
Es lächelt froh in tiefster Gunst
die Augen voller Licht.

Ein erblindeter Maler streckt die Hand
und ertastet die Rinde von Bäumen.
Malt in Gedanken bewaldetes Land
und beginnt bald von Feen zu träumen.

Indessen singt ein blauer Rabe,
ungewiss dieser besonderen Gabe,
im Giebel des Waldes ein Lied.

Der Maler hört's und spürt das Licht.
Die Rinde des Baumes am Gesicht,
versteht er, dass er sieht.

Samstag, 20. Juli 2013

"Hallo, Gen!"

Lichterlauschend steht das Kind
spät abends still am Fensterbrett
und späht ins Funkeln durch den Wind
(Die Eltern liegen längst im Bett).

"All die wunderbaren Sterne..."
Haucht es voller Zauber hinaus.
Dann schalten auch in weitster Ferne,
die Menschen ihre Lichter aus.

So wird es dunkel um das Kind
und's blickt noch einmal ganz geschwind,
suchend wo die Sterne sind,

zum rabenschwarzen Himmel.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Wunder

Dem Wasser entspringt
ein Flüstern
ungehört im Nebelschleier

Ein Frosch erblickt
die Silbermünze
unter einem schwarzen Stein

Er blinzelt und versteht zugleich
das muss ein Wunder sein

Freitag, 10. Mai 2013

Nocturne

Schritte klappen auf Asphalt.
Regenfäden rieseln nieder.
Laternenschauer lauert bald.
In den Gassen, Schattenlieder.

Singende Winde, schweigende Wände,
Schluchten von einsamer Tiefe.
Hauchender Atem, erklammende Hände,
ein Träumen als ob ich schon schliefe.

Der nächtliche Zauber tausender Seelen,
das Ruhen der täglichen Masse.

Das seiende Sein und das fehlende Fehlen,
in dem ich mein Spiegelbild lasse.

Dienstag, 26. Februar 2013

Kultur

Wo finde ich denn bloss Kultur?
Ich such sie und vermute nur
zu wissen wo sie sich versteckt.
Vom Menschen scheinbar unentdeckt.

Ich such in Bildern, such in Worten,
such im Hören sie zu orten,
im Weltentaumel auf und nieder.
Find ich... und verlier sie wieder.

Nur im Insgesamten, da scheint sie zu bestehen.
Von weitem ganz im Kleinen,
droht sie unterzugehen.

Durch wissenschaftliche Missgunst,
als Ursprung allen Menschlichen,
gefangen im Reservat der Kunst.

So wird noch mancher wissensstur
und voller Einfalt fragen:

"Wo finde ich denn bloss Kultur?
Ich suche und vermut sie nur."

Donnerstag, 7. Februar 2013

Einfalt

Was wäre unsre Menschenheit
ohne die Vollkommenheit?
Wie unnatürlich schien das nur,
wenn Leben lebte ohne Uhr,
wenn Schönheit schönte voller Makel,
eine Chronik aus Gekrakel!
Unsre ganze Menschgeschicht!
Nein, so etwas gibt es nicht!

Man stell sich nur den Wildbach vor,
ohne seine Wellen.
Man stell sich einen Wachhund vor,
ohne grelles Bellen.

Man könnte gar nen Witz ersinnen,
ohne eine Pointe
Oder ein Gedicht,
das endet ohne Reim.